Die Planung einer Photovoltaikanlage ist ein komplexes Unterfangen. Die Auswahl der richtigen Solarmodule und eines effizienten Wechselrichters steht meist im Vordergrund. Doch ein oft unterschätztes, aber für die Effizienz und Sicherheit der gesamten Anlage entscheidendes Detail ist die Wahl des korrekten Kabelquerschnitts. Ein falsch dimensioniertes Kabel kann zu signifikanten Leistungsverlusten, einer Überhitzungsgefahr und im schlimmsten Fall sogar zum Brand führen. Dieser umfassende Leitfaden erklärt Ihnen alles, was Sie über den Kabelquerschnitt bei einer PV-Anlage wissen müssen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Leistungsverluste vermeiden, die richtigen Kabel für die DC- und AC-Seite auswählen und worauf Sie bei der Berechnung achten müssen.
Ein elektrisches Kabel ist wie eine Wasserleitung. Soll eine große Menge Wasser durch eine zu dünne Leitung fließen, entsteht ein hoher Druckverlust und es kommt am Ende weniger Wasser an. Ähnlich verhält es sich mit Strom in einem Kabel. Ein zu geringer Querschnitt setzt dem fließenden Strom einen hohen Widerstand entgegen. Dies hat drei direkte negative Konsequenzen:
Die Investition in den nächstgrößeren Kabelquerschnitt ist oft nur mit geringen Mehrkosten verbunden, zahlt sich aber über die 20 bis 30 Jahre Lebensdauer einer PV-Anlage durch den vermiedenen Leistungsverlust und die höhere Sicherheit um ein Vielfaches aus.
Eine Photovoltaikanlage besteht aus zwei getrennten Stromkreisen, für die unterschiedliche Kabel und Querschnitte benötigt werden. Es ist entscheidend, diese beiden Bereiche zu verstehen.
Die DC-Seite (Gleichstrom) umfasst die gesamte Verkabelung von den Solarmodulen bis zum Eingang des Wechselrichters. Die einzelnen Module werden in Reihe zu sogenannten "Strings" geschaltet, deren Kabel zum Wechselrichter führen.
Die AC-Seite (Wechselstrom) beginnt am Ausgang des Wechselrichters, der den Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umgewandelt hat. Dieses Kabel verbindet den Wechselrichter mit dem Zählerschrank und speist den Strom ins Hausnetz ein.
Das Ziel bei der Dimensionierung ist es, den Spannungsabfall so gering wie möglich zu halten. Als anerkannte Regel gilt in Deutschland, dass der Spannungsabfall auf der DC-Seite (Module bis Wechselrichter) nicht mehr als 1 % betragen sollte. Auch auf der AC-Seite wird ein Wert von unter 1 % angestrebt.
Für die, die es genau wissen wollen, hier die Formel zur Berechnung des Spannungsabfalls (ΔU):
$$ \Delta U = \frac{2 \cdot L \cdot I \cdot \rho}{A} $$
Wobei:
Um den prozentualen Spannungsabfall zu erhalten, teilt man das Ergebnis $ \Delta U $ durch die Systemspannung (z.B. die MPP-Spannung des Strings) und multipliziert es mit 100.
In der Praxis muss nicht jeder die Formel von Hand anwenden. Elektriker und Solarteure nutzen spezielle Software oder greifen auf Erfahrungswerte und Tabellen zurück. Hier sind einige praxisnahe Beispiele und Faustregeln:
Nehmen wir einen String mit 10 Solarmodulen und einer Gesamtleistung von 4 kWp. Die Spannung im optimalen Arbeitspunkt (UMPP) beträgt ca. 350 V und der Strom (IMPP) ca. 11,4 A. Die Kabellänge vom letzten Modul zum Wechselrichter beträgt 20 Meter.
Fazit: Bei einer typischen Stringlänge von 15-25 Metern ist man mit 6 mm² Solarkabel immer auf der sicheren Seite und minimiert die Verluste nachhaltig. Bei sehr kurzen Wegen (unter 10 m) kann 4 mm² ausreichen, bei sehr langen Wegen (über 30-40 m) sollte über 10 mm² nachgedacht werden.
Kabellänge (einfach) | Empfohlener Querschnitt (1 String) |
---|---|
bis 15 m | 4 mm² (ausreichend), 6 mm² (optimal) |
15 m - 30 m | 6 mm² (Standard) |
über 30 m | 10 mm² |
Die Berechnung für die AC-Seite ist komplexer, da hier die Leistung des Wechselrichters und die Art des Anschlusses (ein- oder dreiphasig) entscheidend sind. Ein 10-kW-Wechselrichter speist dreiphasig pro Phase einen Strom von ca. 14,5 A ein ($ I = 10.000 \text{ W} / (3 \cdot 230 \text{ V}) $). Die Dimensionierung des AC-Kabels ist zwingend die Aufgabe einer qualifizierten Elektrofachkraft, da hier die Einhaltung der VDE-Normen für die Netzsicherheit von höchster Bedeutung ist.
Die Wahl des richtigen Kabelquerschnitts für Ihre PV-Anlage ist eine entscheidende, wenn auch oft übersehene Komponente für den langfristigen Erfolg Ihrer Investition. Während die Berechnung im Detail dem Fachmann überlassen werden sollte, hilft ein grundlegendes Verständnis bei der Bewertung von Angeboten und der Planung. Merken Sie sich als Faustregel: Sparen Sie nicht an den Kabeln. Ein großzügig dimensionierter Querschnitt, insbesondere der Standard von 6 mm² für die DC-Verkabelung, stellt sicher, dass der wertvolle Solarstrom mit minimalen Verlusten vom Dach zum Wechselrichter gelangt. So garantieren Sie nicht nur die maximale Effizienz und Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage, sondern auch einen sicheren und zuverlässigen Betrieb für die nächsten Jahrzehnte.
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