Die Sonne scheint nicht, dunkle Wolken ziehen auf und der Regen prasselt auf die Dächer. Viele Hausbesitzer und solche, die es werden wollen, stellen sich in diesem Moment eine entscheidende Frage: Was leistet meine Photovoltaikanlage eigentlich bei Regen? Lohnt sich die Investition in Solartechnik in einem Land wie Deutschland, das nicht nur für seine Sonnentage bekannt ist? Die kurze Antwort lautet: Ja, absolut. Eine moderne Photovoltaikanlage produziert auch bei Regen Strom und trägt zur Senkung Ihrer Energiekosten bei. Doch wie genau funktioniert das und mit welchem Ertrag können Sie wirklich rechnen? In diesem umfassenden Ratgeber tauchen wir tief in die Materie ein, entlarven gängige Mythen und zeigen Ihnen, warum Regen für Ihre PV-Anlage nicht nur Nachteile hat.
Der Glaube, eine Solaranlage benötige direkten, strahlenden Sonnenschein, um zu funktionieren, ist einer der hartnäckigsten Irrtümer der Solartechnik. In Wahrheit sind moderne Solarmodule weitaus fortschrittlicher. Sie sind in der Lage, nicht nur die direkte Sonneneinstrahlung, sondern auch diffuses Licht in elektrische Energie umzuwandeln. Doch was genau ist das?
Diffuses Licht, auch als diffuse Himmelsstrahlung bekannt, ist Sonnenlicht, das auf seinem Weg zur Erdoberfläche von Wolken, Wasserdampf oder anderen Partikeln in der Atmosphäre gestreut wird. Es hat keine klare Richtung mehr, sondern trifft aus dem gesamten Himmelsbereich auf die Solarmodule. An einem bewölkten oder regnerischen Tag besteht fast die gesamte Sonneneinstrahlung, die den Boden erreicht, aus diesem diffusen Licht. In Deutschland macht der Anteil der diffusen Strahlung auf das ganze Jahr gesehen beeindruckende 50 % der gesamten Globalstrahlung aus. Dies ist der Schlüssel zum Verständnis, warum Photovoltaik hierzulande so erfolgreich ist.
Moderne Solarzellen, insbesondere monokristalline Module, die heute zum Standard gehören, weisen ein exzellentes Schwachlichtverhalten auf. Das bedeutet, ihre Effizienz bei der Umwandlung von diffusem Licht in Strom ist bemerkenswert hoch. Sie benötigen also nicht den wolkenlosen Himmel, um Ihren Haushalt mit sauberer Energie zu versorgen.
Selbst an einem komplett bedeckten Regentag ist es taghell – das ist das diffuse Licht, das Ihre Anlage zur Stromerzeugung nutzt.
Die wichtigste Frage für jeden Anlagenbetreiber ist natürlich die nach dem konkreten Ertrag. Es ist unbestreitbar: Bei Regen ist die Leistung einer Photovoltaikanlage geringer als bei strahlendem Sonnenschein. Doch "geringer" bedeutet nicht "null". Als realistische Faustregel kann man sagen, dass eine PV-Anlage bei starker Bewölkung und Regen immer noch etwa 10 % bis 25 % ihrer Nennleistung erbringt.
Betrachten wir ein konkretes Beispiel:
Dieser Ertrag reicht oft aus, um die Grundlast eines typischen Haushalts (Kühlschrank, Router, Stand-by-Geräte) über den Tag zu decken und den Zukauf von teurem Netzstrom deutlich zu reduzieren. Jeder selbst erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde Strom spart Ihnen bares Geld – aktuell (Stand 2024/2025) oft über 30 Cent.
Der genaue Stromertrag bei Regen hängt von mehreren Faktoren ab:
Ja, Regen hat tatsächlich einen positiven Effekt, den viele unterschätzen: Er reinigt Ihre Solarmodule. Über Wochen und Monate lagern sich Staub, Pollen, Rußpartikel und leichte Verschmutzungen auf der Glasoberfläche ab. Diese Schicht kann, ähnlich wie eine leichte Verschattung, die Lichtdurchlässigkeit und damit den Wirkungsgrad der Module messbar senken.
Ein kräftiger Regenschauer wirkt hier wie eine kostenlose und umweltfreundliche Reinigung. Er spült den Großteil dieser losen Verunreinigungen von den Modulen. Besonders bei Dächern mit einer Neigung von mehr als 15 Grad funktioniert dieser Selbstreinigungseffekt sehr gut. Das Wasser kann ungehindert abfließen und nimmt den Schmutz gleich mit.
Man sollte sich jedoch nicht blind auf den Regen verlassen. Es gibt Verschmutzungen, bei denen selbst der stärkste Guss machtlos ist:
Eine regelmäßige Sichtkontrolle ist daher ratsam. Ertragsverluste durch Verschmutzung schleichen sich langsam ein. Wenn Sie einen unerklärlichen Leistungsabfall feststellen oder hartnäckige Verschmutzungen sehen, kann eine professionelle Reinigung nach einigen Jahren sinnvoll sein, um wieder den vollen Ertrag zu sichern.
Um Ihnen ein vollständiges Bild zu geben, beantworten wir hier einige der häufigsten Fragen, die im Zusammenhang mit Photovoltaik und Regen gesucht werden.
Eindeutig ja. Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage wird nicht an einzelnen Regentagen bemessen, sondern über den Jahresgesamtertrag. Und dieser ist in Deutschland mehr als ausreichend, um eine Anlage rentabel zu betreiben. Die Mischung aus sonnigen Tagen, bewölkten Phasen und Regentagen ist in den Ertragsprognosen bereits einkalkuliert. Der Schlüssel zur Rentabilität liegt heute ohnehin in einem hohen Eigenverbrauch. Jede Kilowattstunde, die Sie selbst produzieren und nicht teuer einkaufen müssen, ist ein Gewinn – egal, ob sie an einem sonnigen oder regnerischen Tag erzeugt wurde.
Im Winter kommt zur geringeren Lichtintensität durch Regen auch noch der flachere Sonnenstand und kürzere Tage hinzu. Der Ertrag ist hier am geringsten. Während eine 10-kWp-Anlage im Winter an einem sonnigen Tag vielleicht 10-15 kWh produziert, kann der Ertrag an einem dunklen Regentag auf 1-4 kWh fallen. Das klingt nach wenig, summiert sich aber über den Monat und hilft, die höhere Grundlast im Winter (mehr Licht, Heizungspumpe) teilweise zu kompensieren.
Moderne Photovoltaikanlagen sind für den ganzjährigen Außeneinsatz konzipiert und absolut wetterfest. Die Module sind hermetisch versiegelt, die Steckverbindungen sind wasserdicht (Schutzklasse IP67 oder höher) und die Montagesysteme sind auf Regen-, Wind- und Schneelasten ausgelegt. Regen stellt für eine fachmännisch installierte Anlage keine Gefahr dar. Ganz im Gegenteil: Die Kühlung durch den Regen kann an heißen Tagen sogar die Effizienz leicht verbessern, da Solarmodule bei extremer Hitze etwas an Leistung verlieren.
Wie bereits erwähnt, ist das Schwachlichtverhalten entscheidend. Hier haben sich in den letzten Jahren einige Technologien als besonders leistungsfähig erwiesen:
Wenn Sie in einer Region mit vielen bewölkten Tagen leben, kann sich die Investition in Module mit diesen Technologien durch einen höheren Jahresertrag bezahlt machen.
Die Vorstellung, dass eine Photovoltaikanlage nur bei blauem Himmel und Sonnenschein Geld spart, ist überholt. Die Realität sieht weitaus positiver aus. Dank moderner Technologie und der cleveren Nutzung von diffusem Licht ist Ihre PV-Anlage ein verlässlicher Stromproduzent an 365 Tagen im Jahr.
Zusammenfassend lässt sich festhalten:
Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition in eine grünere und kostengünstigere Energiezukunft. Anstatt sich über einen Regentag zu ärgern, können Sie sich entspannt zurücklehnen in dem Wissen, dass Ihr Dachkraftwerk auch bei diesem Wetter still und leise für Sie arbeitet und Strom produziert.
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