Photovoltaik bei Regen: Was Ihre Solaranlage wirklich leistet, wenn die Sonne nicht scheint

Die Sonne scheint nicht, dunkle Wolken ziehen auf und der Regen prasselt auf die Dächer. Viele Hausbesitzer und solche, die es werden wollen, stellen sich in diesem Moment eine entscheidende Frage: Was leistet meine Photovoltaikanlage eigentlich bei Regen? Lohnt sich die Investition in Solartechnik in einem Land wie Deutschland, das nicht nur für seine Sonnentage bekannt ist? Die kurze Antwort lautet: Ja, absolut. Eine moderne Photovoltaikanlage produziert auch bei Regen Strom und trägt zur Senkung Ihrer Energiekosten bei. Doch wie genau funktioniert das und mit welchem Ertrag können Sie wirklich rechnen? In diesem umfassenden Ratgeber tauchen wir tief in die Materie ein, entlarven gängige Mythen und zeigen Ihnen, warum Regen für Ihre PV-Anlage nicht nur Nachteile hat.

Autor Thorsten Wimmer
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Thorsten Wimmer
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Wie kann eine Photovoltaikanlage bei Regen Strom erzeugen? Das Geheimnis des diffusen Lichts

Der Glaube, eine Solaranlage benötige direkten, strahlenden Sonnenschein, um zu funktionieren, ist einer der hartnäckigsten Irrtümer der Solartechnik. In Wahrheit sind moderne Solarmodule weitaus fortschrittlicher. Sie sind in der Lage, nicht nur die direkte Sonneneinstrahlung, sondern auch diffuses Licht in elektrische Energie umzuwandeln. Doch was genau ist das?

Diffuses Licht, auch als diffuse Himmelsstrahlung bekannt, ist Sonnenlicht, das auf seinem Weg zur Erdoberfläche von Wolken, Wasserdampf oder anderen Partikeln in der Atmosphäre gestreut wird. Es hat keine klare Richtung mehr, sondern trifft aus dem gesamten Himmelsbereich auf die Solarmodule. An einem bewölkten oder regnerischen Tag besteht fast die gesamte Sonneneinstrahlung, die den Boden erreicht, aus diesem diffusen Licht. In Deutschland macht der Anteil der diffusen Strahlung auf das ganze Jahr gesehen beeindruckende 50 % der gesamten Globalstrahlung aus. Dies ist der Schlüssel zum Verständnis, warum Photovoltaik hierzulande so erfolgreich ist.

Moderne Solarzellen, insbesondere monokristalline Module, die heute zum Standard gehören, weisen ein exzellentes Schwachlichtverhalten auf. Das bedeutet, ihre Effizienz bei der Umwandlung von diffusem Licht in Strom ist bemerkenswert hoch. Sie benötigen also nicht den wolkenlosen Himmel, um Ihren Haushalt mit sauberer Energie zu versorgen.

Direkte vs. Diffuse Strahlung: Ein einfacher Vergleich

  • Direkte Strahlung: Kommt bei klarem Himmel direkt von der Sonne. Sie ist energiereich und führt zur Spitzenleistung der Anlage. Man erkennt sie am klaren Schattenwurf.
  • Diffuse Strahlung: Entsteht durch Streuung an Wolken und Partikeln. Sie kommt aus allen Richtungen und ist weniger intensiv, aber konstant vorhanden. An bewölkten Tagen gibt es kaum Schatten.

Selbst an einem komplett bedeckten Regentag ist es taghell – das ist das diffuse Licht, das Ihre Anlage zur Stromerzeugung nutzt.

Photovoltaik-Ertrag bei Regen: Mit diesen Werten können Sie rechnen

Die wichtigste Frage für jeden Anlagenbetreiber ist natürlich die nach dem konkreten Ertrag. Es ist unbestreitbar: Bei Regen ist die Leistung einer Photovoltaikanlage geringer als bei strahlendem Sonnenschein. Doch "geringer" bedeutet nicht "null". Als realistische Faustregel kann man sagen, dass eine PV-Anlage bei starker Bewölkung und Regen immer noch etwa 10 % bis 25 % ihrer Nennleistung erbringt.

Betrachten wir ein konkretes Beispiel:

  • Eine durchschnittliche 10-kWp-Photovoltaikanlage (Kilowatt-Peak) erzeugt an einem sonnigen Sommertag problemlos 50 kWh (Kilowattstunden) Strom oder mehr.
  • An einem regnerischen, stark bewölkten Tag kann dieselbe Anlage immer noch einen Ertrag von 5 bis 12 kWh erzielen.

Dieser Ertrag reicht oft aus, um die Grundlast eines typischen Haushalts (Kühlschrank, Router, Stand-by-Geräte) über den Tag zu decken und den Zukauf von teurem Netzstrom deutlich zu reduzieren. Jeder selbst erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde Strom spart Ihnen bares Geld – aktuell (Stand 2024/2025) oft über 30 Cent.

Welche Faktoren beeinflussen den Ertrag bei schlechtem Wetter?

Der genaue Stromertrag bei Regen hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Dichte der Wolkendecke: Ein leichter Nieselregen bei heller Bewölkung erlaubt einen höheren Ertrag als ein Gewittersturm mit einer tiefschwarzen Wolkenfront.
  • Art der Solarmodule: Hochwertige Module mit gutem Schwachlichtverhalten (z.B. N-Typ, HJT- oder PERC-Technologie) sind hier klar im Vorteil. Sie holen aus diffusem Licht mehr Energie heraus als ältere oder günstigere Modelle.
  • Jahreszeit: Ein Regentag im Juni, wenn die Tage lang sind, bringt naturgemäß mehr Ertrag als ein Regentag im Dezember mit wenigen Tageslichtstunden.

Der positive Nebeneffekt: Reinigt Regen die Solarmodule?

Ja, Regen hat tatsächlich einen positiven Effekt, den viele unterschätzen: Er reinigt Ihre Solarmodule. Über Wochen und Monate lagern sich Staub, Pollen, Rußpartikel und leichte Verschmutzungen auf der Glasoberfläche ab. Diese Schicht kann, ähnlich wie eine leichte Verschattung, die Lichtdurchlässigkeit und damit den Wirkungsgrad der Module messbar senken.

Ein kräftiger Regenschauer wirkt hier wie eine kostenlose und umweltfreundliche Reinigung. Er spült den Großteil dieser losen Verunreinigungen von den Modulen. Besonders bei Dächern mit einer Neigung von mehr als 15 Grad funktioniert dieser Selbstreinigungseffekt sehr gut. Das Wasser kann ungehindert abfließen und nimmt den Schmutz gleich mit.

Grenzen der Selbstreinigung durch Regen

Man sollte sich jedoch nicht blind auf den Regen verlassen. Es gibt Verschmutzungen, bei denen selbst der stärkste Guss machtlos ist:

  • Hartnäckiger Schmutz: Vogelkot, angetrocknete Blätter oder Flechten können sich regelrecht auf dem Glas festsetzen. Regen weicht diese vielleicht auf, entfernt sie aber selten vollständig.
  • Rahmenkanten: An den unteren Rändern der Modulrahmen kann sich mit der Zeit ein Schmutzrand aus Moos und Ablagerungen bilden, wenn das Wasser nicht optimal abläuft.
  • Flache Dächer: Bei Anlagen mit geringer Neigung (< 15 Grad) kann das Wasser nicht so gut abfließen. Es bilden sich eher Pfützen, und nach der Verdunstung bleibt der Schmutz oft liegen.

Eine regelmäßige Sichtkontrolle ist daher ratsam. Ertragsverluste durch Verschmutzung schleichen sich langsam ein. Wenn Sie einen unerklärlichen Leistungsabfall feststellen oder hartnäckige Verschmutzungen sehen, kann eine professionelle Reinigung nach einigen Jahren sinnvoll sein, um wieder den vollen Ertrag zu sichern.

Mythos vs. Realität: Häufige Fragen und Longtail-Keywords beantwortet

Um Ihnen ein vollständiges Bild zu geben, beantworten wir hier einige der häufigsten Fragen, die im Zusammenhang mit Photovoltaik und Regen gesucht werden.

Lohnt sich Photovoltaik in regenreichen Gebieten wie Deutschland überhaupt?

Eindeutig ja. Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage wird nicht an einzelnen Regentagen bemessen, sondern über den Jahresgesamtertrag. Und dieser ist in Deutschland mehr als ausreichend, um eine Anlage rentabel zu betreiben. Die Mischung aus sonnigen Tagen, bewölkten Phasen und Regentagen ist in den Ertragsprognosen bereits einkalkuliert. Der Schlüssel zur Rentabilität liegt heute ohnehin in einem hohen Eigenverbrauch. Jede Kilowattstunde, die Sie selbst produzieren und nicht teuer einkaufen müssen, ist ein Gewinn – egal, ob sie an einem sonnigen oder regnerischen Tag erzeugt wurde.

Wie viel Strom erzeugt eine 10 kWp PV-Anlage bei Regen im Winter?

Im Winter kommt zur geringeren Lichtintensität durch Regen auch noch der flachere Sonnenstand und kürzere Tage hinzu. Der Ertrag ist hier am geringsten. Während eine 10-kWp-Anlage im Winter an einem sonnigen Tag vielleicht 10-15 kWh produziert, kann der Ertrag an einem dunklen Regentag auf 1-4 kWh fallen. Das klingt nach wenig, summiert sich aber über den Monat und hilft, die höhere Grundlast im Winter (mehr Licht, Heizungspumpe) teilweise zu kompensieren.

Gibt es Nachteile oder Gefahren durch Regen für die Anlage?

Moderne Photovoltaikanlagen sind für den ganzjährigen Außeneinsatz konzipiert und absolut wetterfest. Die Module sind hermetisch versiegelt, die Steckverbindungen sind wasserdicht (Schutzklasse IP67 oder höher) und die Montagesysteme sind auf Regen-, Wind- und Schneelasten ausgelegt. Regen stellt für eine fachmännisch installierte Anlage keine Gefahr dar. Ganz im Gegenteil: Die Kühlung durch den Regen kann an heißen Tagen sogar die Effizienz leicht verbessern, da Solarmodule bei extremer Hitze etwas an Leistung verlieren.

Welche Solarmodule sind am besten für schlechtes Wetter geeignet?

Wie bereits erwähnt, ist das Schwachlichtverhalten entscheidend. Hier haben sich in den letzten Jahren einige Technologien als besonders leistungsfähig erwiesen:

  • Monokristalline Zellen: Sie sind der heutige Standard und deutlich effizienter bei diffusem Licht als ältere polykristalline Zellen.
  • PERC-Technologie (Passivated Emitter and Rear Cell): Eine spezielle Schicht auf der Rückseite der Zelle reflektiert ungenutztes Licht zurück in die Zelle, was die Effizienz bei schwachem Licht erhöht.
  • HJT (Heterojunction Technology) & N-Typ-Zellen: Dies sind Premium-Technologien, die für ein exzellentes Temperatur- und Schwachlichtverhalten bekannt sind und auch unter nicht idealen Bedingungen maximale Erträge liefern.

Wenn Sie in einer Region mit vielen bewölkten Tagen leben, kann sich die Investition in Module mit diesen Technologien durch einen höheren Jahresertrag bezahlt machen.

Fazit: Lassen Sie sich vom Regen nicht abschrecken!

Die Vorstellung, dass eine Photovoltaikanlage nur bei blauem Himmel und Sonnenschein Geld spart, ist überholt. Die Realität sieht weitaus positiver aus. Dank moderner Technologie und der cleveren Nutzung von diffusem Licht ist Ihre PV-Anlage ein verlässlicher Stromproduzent an 365 Tagen im Jahr.

Zusammenfassend lässt sich festhalten:

  1. Stromerzeugung garantiert: Ihre Anlage produziert auch bei Regen und starker Bewölkung zuverlässig Strom, typischerweise 10-25 % der Spitzenleistung.
  2. Diffuses Licht ist der Schlüssel: In Deutschland macht diffuses Licht etwa die Hälfte der Jahreseinstrahlung aus und wird von modernen Modulen effizient genutzt.
  3. Regen reinigt: Der natürliche Reinigungseffekt durch Regen hält Ihre Module frei von Staub und Pollen und sichert so den langfristigen Ertrag.
  4. Wirtschaftlichkeit bleibt bestehen: Die Rentabilität wird über das ganze Jahr berechnet. Die Erträge an Regentagen tragen zur Gesamtersparnis bei und machen die Anlage in Deutschland hochprofitabel.

Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition in eine grünere und kostengünstigere Energiezukunft. Anstatt sich über einen Regentag zu ärgern, können Sie sich entspannt zurücklehnen in dem Wissen, dass Ihr Dachkraftwerk auch bei diesem Wetter still und leise für Sie arbeitet und Strom produziert.

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